stadtinderstadt
Donnerstag, 19. Mai 2011
vorteile statt vorurteile_LINKS
mein neues viertel
die gesobau hat eine neue kampagne zur vermarktung des märkischen viertels gestartet.
StadtumbauWest
Kurzfassung hier
die gesobau hat eine neue kampagne zur vermarktung des märkischen viertels gestartet.
StadtumbauWest
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Montag, 16. Mai 2011
Serienproduktion
_Masse
„Der Großteil der Berliner Bebauung entstand während drei relativ kurzer Phasen und in großer Schnelligkeit. Das verdeutlicht die Geschichte des Wohnungsbaus, der die Grundsubstanz der Stadt bildet. In der Gründerzeit wurden binnen weniger Jahrzehnte 450 000 Wohnungen erstellt. Der zweite Bauboom erfasste Berlin nach 1945. Im Westteil der Stadt wurden von Mitte der fünfziger bis Mitte der Siebziger Jahre 450 000 gebaut; im Ostteil der Stadt folgte der Bau von 200 000 Wohnungen ab Mitte der Siebziger Jahre.“...
„Zugleich erfolgt der in jeder dieser Epochen der Neubau fast ausschließlich nach einem einzigen Gebäudetyp. Während im Wilhelminismus die Spekulanten größtenteils Mietskasernen errichteten, basiert der der Wohnungsbau im Nachkriegsberlin auf dem staatlich finanzierten Siedlungsbau nach prinzipien des Funktionalismus.“... „Die spezifische Geschichte der Stadt führte dazu, dass die jeweiligen Modelle schneller, in größerer Anzahl und größerer Ausschließlichkeit als anderswo realisiert wurden.“...
„Durch die stetige Wiederholung des Immergleichen verliert sich jede Signifikanz. Andy Warhol nutzte dieses verfahren in seinen Bildern, denn er mochte langweilige Dinge: „Je mehr man immer wieder die gleichen Dinge betrachtet desto mehr verschwindet ihre Bedeutung, und desto besser und leerer fühlt man sich.“ Diese Wirkung auf die Psyche wird zudem durch die Wirkungsweise des Nervensystems verstärkt. Bei monotonen Dauerreizen adaptieren sich die Sensoren und übertragen keine Impulse mehr. In der seriellen Wiederholung löst sich das Gebaute in eine formlose urbane Masse auf. Es gibt keine Spezifität mehr, die auf bestimmte gesellschaftlich Gruppen oder kulturelle Tradition verweist. Raum- und Formbildungen, Sichtachsen, Straßen- und Platzfiguren treten in den Hintergrund. Hervor tritt die urbane Masse: die Textur der Mietskasernen, die Cluster der Siedlungen und der Teppich der Einfamilienhäuser. Jede von ihnen hat ihre eigene Konsistenz, wie physikalische Elemente in unterschiedlichen Aggregatzuständen. Als Spezifikum treten aus dieser Masse nur die ungeplanten Abweichungen, Unterbrechungen und Störungen hervor.“...
„Die Struktur des Gebauten folgt keinem architektonischen oder städtebaulichen Wollen, sondern entwickelt sich aus der jeweiligen ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Logik.“
„Um die Defizite der Mietskasernenstadt, inbesondere den Mangel an bezahlbaren Wohnraum, Natur und Privatheit, zu kompensieren, entsteht ungeplant ein weiteres, städtebauliches Masssenphänomen. Verarmte Arbeiter beginnen ab 1862 in Selbsthilfe, Laubengärten vor den Toren der Stadt zu errichten. Schnell erkennen die Bodenspekulanten dieses Potential und verpachten ihr noch unbabautes Bauerwartungslnad auf Basis kurzfristiger Verträge an Laubenpieper (Bezeichnung für Stadtmenschen, die in Kleingartenkolonien eine Parzelle (auch Schrebergarten genannt) besitzen, zwecks Obst- und Gemüseanbau.)
mit 165 000 Lauben auf 62 Quadratkilometern erreicht die Entwicklung während der Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg ihren Höhepunkt. Mit 15 Quadratmetern je Einwohner gibt es 1926 ebenso viel Kleingarten- wie Wohnfläche in Berlin. Die Laubenkolonien bieten freiraum in der übermäßig verdichteten Stadt; sie offerieren Möglichkeiten zur individuellen Selbstbestimmung im anonymen Häusermeer; sie erlauben ländliche Wirtschaftsformen für die verarmten Stadtflüchtlinge und dienen als erschwinglicher Ersatzwohnraum in der überfüllten Großstadt.“
BERLIN_STADT OHNE FORM s101-s105
Freitag, 29. April 2011
Fotos erste Begehung
Donnerstag, 24. März 2011
POLITISCHE THEORIE UND PRAXIS FÜR ARCHITEKTEN
Welche Antworten finden ArchitektInnen und StadtplanerInnen auf Fragen nach
Zusammenhang zwischen Raum und Kriminalität? Wie sieht der Zusammenhang zwischen
diesen Fragen und Migration aus?
Ich möchte versuchen den Zusammenhang zwischen Raum und Kriminalität am Beispiel der Gropiusstadt in Berlin- Neukölln zu beschreiben. Als die Gropiusstadt (1962-1975) in den 60er Jahren gebaut wurde, war sie die Antwort auf die Kahlschlagsanierung der Berliner Mietshauskasernen, die mit der Charta von Athen und dem Ruf nach Licht, Luft und Sonne! begründet wurde. Die Bewohner der rückgebauten Seiten- und Hinterhäuser wurden umgesiedelt in Großsiedlungen am Stadtrand, wie die Gropiusstadt oder das Märkische Viertel. Durch den Verlust der gewohnten Umgebung und der Nachbarschaft und die von Bewohnern oftmals beschriebene gefühlte Kälte der Betonblöcke, die an der zu langsam entwickelten Infrastruktur rund um die Wohnhochhäuser lag, kam es zu ersten Selbsttötungen. Ein schwerer Imageverlust der Großsiedlungen und der beginnn einer Abwärtspirale.
In den 70er Jahren waren bereits 90% Sozialwohnungen, es entstanden hohe Fluktuation und Leerstand. Die Bewohnerschaft tauschte sich innerhalb eines Jahres zur Hälfte aus. Das wiederum sorgte für mehr Anonymität und weniger sozialer Sicherheit. Die Mobilen (denen es möglich ist) verlassen solche Quartiere und schwächen damit die sozialen Kompetenzen und die politische Repräsentation des Quartiers - denn z.B. um eine wirksame Nachbarschaftsinitiative zu gründen, bedarf es einiger sozialer Kompetenten (Hartmut Häußermann Die Krise der "sozialen Stadt"). Die großen Freiflächen zwischen den Gebäuden, dunkle Ecken und die Treppenaufgänge wurden zu Angsträumen. Christiane F. , Autorin des Buches Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (Hamburg, 1981) schildert in ihrem Buch das lebensfeindliche Milieu der Gropiusstadt, in der sie aufgewachsen ist und erzählt über mangelnde Infrastruktur, verwahrloste Treppenhäuser, und Bandenkriege unter den Kindern .
Jörg-Martin Kehle erklärt in seinem Buch Raum und Kriminalität (Mönchengladbach, 2001) -es überrascht kaum- dass überproportional viele Täter (Tatverdächtige) in Stadtteilen mit schlechter Baustruktur wohnen. Laut Jörg-Martin Kehle sorgt die Baustruktur nicht für Kriminalität, sondern wichtiger, die dahinterstehende Sozialstruktur. In Sozialwohnungen leben vor allem gesellschaftlich benachteiligte Mieter: Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, Migranten, Alleinerziehende oder Menschen mit Suchtproblemen. Durch diese Art von Bewohnermischung konnten wachsende soziale Spannungen bis hin zu aggressiven Verhalten beobachtet werden; aber auch wachsender Vandalismus und Kleinkriminalität (Bonner Forschungsinstitut empirica, nach Manfred Neuhöfer, Überforderte Nachbarschaften). Der Grund für die Übereinstimmung zwischen schlechter Baustruktur und sozialer Randgruppen dürfte die Korrelation zwischen sozialer Randgruppe und Einkommensschwäche, sowie schlechte Baustruktur und niedrige Miete sein.
Meiner Meinung nach läßt sich Kriminalität allein durch architektonische und städtebaulich Maßnahmen also weder erzeugen noch bekämpfen. Es ist eine vielmehr komplexe Wechselwirkung von sozialen und baulichen Strukturen: Die sozialen Strukturen sind in einem Wohnhochhaus sicherlich vielschichtiger und komplizierter als im suburbanen Gebiet in einem Einfamilienhaus. Auf jeden Fall sollte eine Segretation des Gebietes vermieden werden. Durch die richtige Mischung von Sozial- und allgemein zugänglichen Wohnungen, durch verschiedene Grundrisse und Wohnungstypen, durch gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und durch gute innere Infrastruktur.
In der Gropiusstadt wurde die Abwärtsspirale gestoppt. Wichtigste Schritte dazu: In den 80er Jahren (zehn Jahre nach Fertigstellung der Wohntürme!) wurde der Außenbereich nach den ursprünglichen Plänen von Walter Gropius fertiggestellt. Zusätzlich wurde und wird an der sozialen Struktur gearbeitet (Jugenclubs, Quartiersmanagement, Ausstellungen, Publikationen). Und um eine Wohnung in der Gropiusstadt zu mieten ist kein Wohnberechtigungsschein (eine amtliche Bescheinigung, mit deren Hilfe ein Mieter nachweisen kann, dass er berechtigt ist, eine Sozialwohnung zu beziehen) mehr nötig. Somit kann jeder, auch Menschen, die nicht zu den finanziell Schwächeren zählen, dort einziehen.
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